Popmusik Frühling
von Mascha Jacobs
6.6.2018

Róisín Murphy

Ich finde ja, dass diese Platten- und Bücherkettenbriefe bislang das BESTE sind, was in den Sozialen Medien passiert ist. Naja, fast. „10 albums in 10 days oder 10 unforgettable books“, „post the covers of ten albums in ten days“, „albums that have had a big influence on you and that you still play“, „no explanation, just artwork.“ Bei meiner Auswahl, die ich auf Frauen, die mir wichtig sind, beschränkt habe – Mann, war das schwer –, kam meine Lieblingssängerin, THE Empress, DA Royalty Miss Róisín Murphy – früher Sängerin und Superstar bei Moloko, heute Mutter, Stilikone, Produzentin und Solokünstlerin – nicht vor. 

Ich liebe alle ihre Alben und fast jedes Lied, ich konnte mich also nicht entscheiden. Es ist mir sowieso absolut schleierhaft, warum sie nicht der größte Popstar der Welt ist: Sie schreibt einen Hit nach dem anderen (macht euch auf eine lange, gleich folgende Liste gefasst), hat den besten Stil (Maison Margiela,Vivienne Westwood, YSL etc.), dreht die besten Videos, in denen sie immer die Hauptrolle spielt (nehmt euch einen Tag frei), tanzt wie Trisha Brown als Beyoncé verkleidet (naja, der Vergleich hinkt etwas), hat das derbste Lachen (sie ist Irin) und einen fantastischen Humor. Ich würde ihr auch sofort eine Comedy Show anbieten, wenn ich könnte.

Jetzt folgt aber nur eine kleine (!) Auswahl, die ihre Genialität bezeugen soll:

Noch als Sängerin von Moloko ist ihre Souveränität, ihre Grazie und ihr Humor schon stunning und ihre Art zu tanzen und Choreografien zu erfinden genial.

Mi Senti“ („you hear me“ oder „you feel me“) ist eine EP, die Murphy 2014 veröffentlichte, natürlich ohne ein Wort italienisch sprechen zu können. Alle Lieder sind toll, aber das Cover von Lucio Battistis Schnulze „Ancora Tu“ ist mein Lieblingstrack. Und die Bilder von Alain Resnaisʼ „Letztes Jahr in Marienbad“ wirken, als wurden sie extra für sie gefilmt (ich übertreibe, ich weiß).

Aus dem Album „Hairless Toys“ entnommen, macht das Video mit Referenzen auf das weibliche Begehren (das Ei aus „Im Reich der Sinne“ spielt die heimliche Hauptrolle) eine zweite, ganz fantastische Ebene auf.

 

„If youʼd lend me your ear.
This is a so-called true story
Weʼve had the time of our lives
Stirring up clouds of scandal
Freedom, the ultimate freedom
Then a bombshell hit, a fiasco!!“

Róisín Murphy – „Let Me Know“. „Let Me Know“ ist aus dem Album „Overpowered“. Die Schuhe sind von Burberry, der Umhang von Margiela, erzählt sie hier der Vogue Italy. 

Das beste Livevideo von Róisín Murphy ist dieses (und es gibt ungefähr 98.100 Ergebnisse, wenn man ‚Róisín Murphy Liveʻ eingibt), nicht nur wegen der großartigen Kostüme und Kostümwechsel. Róisín Murphy – „Exploitation/Sing It Back“ (Live at Glastonbury 2016):

Obwohl: Dieses Livevideo (auf der Straße aufgeführt) ist auch sehr schön und rührt mich irgendwie. So cool. Murphy performt hier ihre gerade erscheinende Single. Róisín Murphy – „You Know Me Better“ (Busking – Covent Garden):

Jetzt nähern wir uns aktuellen Tracks. „Whatever“ ist aus dem letzten Jahr und auf ihrem Album „Take Her Up To Monto“ zu finden. Directed by Róisín Murphy, die mit diesem Album auch gezeigt hat, wie Stilverbund geht und wie man GIFs zu Promozwecken nutzen sollte. Róisín Murphy – „Whatever“:

„Ten Miles High“ ist ein Hit, der sich sehr viel Zeit lässt. So gelassen wie Murphy twerkt niemand in Bauarbeitermontur. Die großen Gesten sind hier in kleinen Choreografien versteckt – und Róisín Murphy klingt ebenso souverän wie auf sehr eigene Weise sexy. Mit der späten Bridge in Minute 3:27 dieser zweiten Singleauskopplung, die als Teaser für das Anfang Juli erscheinende Album „Take Her Up to Monto“ gedacht ist, geht der Song dann wirklich hoch. Róisín Murphy wird zu Grace Jones: „Lift me off the ground/Then I look down/Sing a sad goodbye/The city is a toy town/Left the law behind/Straight up for miles.“ Rósín Murphy – „Ten Miles High“:

Jetzt sind wir schon in der Gegenwart (aber Róisín Murphy, Miss Zeitgeist, ist uns immer einen Schritt voraus). Ihr Plädoyer für Teenager kommt genau zur richtigen Zeit: 2018. Róisín Murphy – „All My Dreams“:

„Friends may become foes
High people follow
New shit can seem so old
Real hot to cold
Weakness plays a huge part
My weak will made a stronger heart.“

Dass Roísín Murphy & Dj Koze Freunde sind, wundert mich nicht. Sie hat auf seinem neuen Album „Knock Knock“ zwei Lieder mitgestaltet. Hier zunächst ein Telefonat der beiden, in dem sie darüber sprechen, wie das Video zu  „Illumination“ aussehen könnte.  Tut – Tut. „Hello“. „Hi can you hear me?“ „ Yes.“ „It is Great Britain calling?“ „It is. Is that Germany?“

Roísín Murphy & Dj Koze trying to find a good idea for an „Illumination“-Video:

Und jetzt, zu guter Letzt, die beiden Hits von DJ Kozes „Knock Knock“.

DJ Koze feat. Roísín Murphy – „Illumination“:

„I’m a grave digger
And your cup overfloweth with plenty
Got no right to be so high and mighty.“

DJ Koze – „Scratch that“:

http://www.beatport.com/track/scratch-that-feat-r-is-n-murphy-original-mix/10480056 

„My grand plan
hasnʼt worked out the way I wanted.
Guess falling in love can
Bring you right back the way you started, yeah.“

Und wer jetzt noch nicht genug haben sollte, hier, last but not least, die Radioshow von Róisín Murphy & DJ Koze:

 https://www.piqd.de/pop-kultur/queens-radioshow-von-roisin-murphy-dj-koze

Puh. Sie ist die Größte. Unputdownable.