Social Media März
von Niklas Barth und Elke Wagner
5.3.2016

Erhitzte Öffentlichkeitzur medialen Transformation öffentlicher Kommunikation auf Facebook

1. Ein Verfall der digitalen Öffentlichkeit?

In der Frühphase des Internets wurden digitale Öffentlichkeiten noch als telematisches Pfingstwunder gefeiert. Den Grundtenor der öffentlichen Debatte um digitale Öffentlichkeiten bildete dabei das Lob auf vernetzte Kommunikationssysteme: Erst im Medium des Computers wird es möglich, die Vorteile schwacher Netzwerke zu nutzen und Teilpublika, die vorher unvernetzt nebeneinander existierten, zusammenzuführen. Diese fast selbstverständliche Euphorie scheint heute verflogen.

Netzkommunikation wird heute eher als das irrationale Wüten eines digitalen Pöbels wahrgenommen, der das Internet als Ort des kollektiven Ressentiments missbrauche, ja seinen Leidenschaften und sogar seinem ungehemmten Hass dort freien Lauf lasse. Diesem digitalen Pöbel gehe gerade jene rationale Distanz ab, die der bürgerliche Öffentlichkeitsdiskurs seit jeher als Bedingung der Möglichkeit gelungener öffentlicher Diskursivierung veranschlagt. Und tatsächlich hat diese Diagnose ja auch einige Plausibilität, wenn man sieht, wie sich der Ton im Zuge der Flüchtlingskrise in den sozialen Netzwerken radikalisiert hat.

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Abb. 1: „Perlen aus Freital

Auf Hinarbeiten des Justizministers Heiko Maas hat Facebook nun eine Task-Force ins Leben gerufen, um effektiver gegen Hassbotschaften und Volksverhetzung in seinem Netzwerk vorzugehen. Und Angela Merkel hat Mark Zuckerberg höchstpersönlich auf einer UNO-Veranstaltung das Versprechen abgenommen, sich gegen menschenverachtende Parolen auf Facebook einzusetzen. Die Debatte um digitale Öffentlichkeiten ist also auch auf dem Radar der Politik aufgetaucht.

Aber nicht nur das. Folgt man den Pöbel-Diagnosen, dann zehrt die Logik des Internetkommentars nicht nur die diskursiven Ressourcen einer bürgerlichen Öffentlichkeit aus – sie habe sich vielmehr selbst bereits in die Logik des Politischen eingeschrieben. Der Erfolg des Rechtspopulismus in Europa, das Erstarken der AfD in Deutschland oder Figuren wie Donald Trump in den USA werden in dieser Lesart zum Symptom einer Gesellschaft, die in den digitalen Kommentarspalten eine neue thymotische Spannung einübt.

Die Amadeu-Antonio-Stiftung, die für die Förderung einer demokratischen Debattenkultur im Netz zusammen mit Facebook arbeitet, empfiehlt gegen „Hate-Spech“ etwa Checklisten und Tests (wie den 3-D Test gegen Antisemitismus), die helfen sollen, wie man demokratisch-produktive und grundrechtlich verbürgte Meinungsbekundungen von demokratisch-unproduktiven oder rechtlich nicht mehr gedeckten Hassbotschaften unterscheiden könne. Das mag politisch opportun sein, oder es sich vielleicht auch etwas zu einfach machen. Es sieht in jeden Fall an dem Punkt vorbei, dass die bürgerliche Form der Öffentlichkeit selbst ein hoch voraussetzungsreicher Medieneffekt ist. Der Diskurs um digitale Öffentlichkeiten im Web 2.0 operiert in weiten Teilen mit einem statischen Begriff von Öffentlichkeit, der oftmals schon vor aller Analyse weiß, was ein öffentliches Datum ist – und was nicht. Dieser Beitrag versucht deshalb einen anderen Weg einzuschlagen. Dazu nimmt er die kommunikative Herstellung von Öffentlichkeit im Medium der SNS Facebook empirisch in den Blick.

  1. Eine mediale „Inversionswetterlage“: Erhitze Öffentlichkeit – erkaltete Privatheit

Anhand von Interviews und Online-Ethnographien, die im Rahmen des DFG-Projekts ‚Öffentlichkeit und Privatheit 2.0‘ (Wagner/Stempfhuber) entstanden sind, wollen wir schematisch zeigen, wie sich im Medium des Netzwerks der Status des Öffentlichen verändert. Wir sprechen von einer Art ‚Inversionswetterlage‘ von Öffentlichkeit und Privatheit, die sich unter digitalen Bedingungen beobachten lässt. Die Achsen, entlang derer öffentliche bzw. private Kommunikation an die Metapher der Kälte bzw. Wärme bisher historisch gekoppelt war, scheinen sich vor dem alltäglichen Horizont sozialer Netzwerke zu verschieben:

Die Kommunikation einer literalen Privatheit der „Ergießung des Herzens“ (Habermas 1990: 107ff), die sich paradigmatisch in der bürgerlichen Briefkommunikation des 17. und 18. Jahrhunderts niederschlägt, erlebt ein mediales „Erkalten“. Der kommunikative Stil des Briefs der Empfindsamkeit entschlüsselt sich nach einem Code der Wärme, der authentische Verbundenheit inszenierte, um mediale Distanzen zu überbrücken.

Albrecht Koschorke (1999) sieht die Bedingungen für eine Rhetorik der Innerlichkeit in der bürgerlichen „Umwertung der Einsamkeit“, die mit der Literalisation dieser Trägerschicht einherging. Wenn Koschorkes Argument damit einsetzt, dass der bürgerliche Briefeschreiber vor allem einsam in seinem Zimmer sitzt und schreibt, dann setzt unser Argument damit ein, dass der post-bürgerliche Netzwerker dabei immer schon mit unterschiedlichen Publika connected ist. Die „Umwertung der Einsamkeit“ produzierte einen Sprache, „die Nähe suggeriert und eine Sprache der Distanzlosigkeit freigibt.“ (Koschorke: 1999, S.195) Die Umwertung der Vernetzung, so ließe sich für Schreibpraktiken der Privatheit im Medium Facebook dann formulieren, kühlt Formen privater Kommunikation herunter, die stets mit dem bestimmten Ausschluss unbestimmter Publika konfrontiert ist.

Statt offener Gefühlsinszenierungen im Netz (oder aber einem demonstrativen Rückzug in die Romantik der Offline-Welt) zeichnen sich im Web 2.0 durchaus sehr private Praktiken des Sich-Entziehens, der Ironie, der Distanz oder des „Zwischen-den-Zeilen-Schreibens“ (Strauss: 2009) ab, mit denen auf die permanente Vernetztheit in SNS reagiert wird. Wir haben die Funktionalität von kalten Praktiken der Privatheit vor dem Hintergrund digitaler Medienkulturen an anderer Stelle ausgearbeitet (vgl. Barth/Wiestler: 2015).

Dieser Beitrag bringt nun das Argument vor, dass sich im Zuge dieser „Inversionswetterlage“ auch das klassisch strenge Bild einer „kalten“ Öffentlichkeit im Sinne eines zwanglosen Zwangs des besseren Arguments (Habermas) oder auch der distanzierten und taktvollen öffentlichen Geste (Plessner) zu „erhitzen“ scheint, indem sich auf Facebook kollektive Praktiken der Affektivität, Authentizität und Intensität abzeichnen. Der kulturkritische oder demokratietheoretisch-normative Diskurs digitaler Öffentlichkeiten kann diese Praktiken dann zwar als Schrumpfformen einer bürgerlichen öffentlichen Praxis entlarven, er kann sie jedoch nicht als medienäbhängige Normalform öffentlicher Diskursvierung beschreiben.

Die heuristische Kontrastfolie für die Transformation öffentlicher Kommunikation auf SNS bilden dabei die klassischen Öffentlichkeitstheorien Helmut Plessners und Jürgen Habermasʼ. Wir möchten und können das im Folgenden nur in aller Kürze andeuten und auch auf die Darstellung der methodischen Vorgehensweise sowie des medientheoretischen Unterbaus weitgehend verzichten.

Helmut Plessner konzipiert ‚Öffentlichkeit‘ als theatrale Misstrauenswelt gegenüber den Zumutungen anwesender Körper, die in den nachrevolutionären Zeiten der Weimarer Republik mit ihren Gemeinschaftssehnsüchten auf die Straße drängen. Diesem „Ideal einer glühenden Gemeinschaft.“ (Kracauer 1990, S.269) stellt Helmut Plessner seine Verhaltenslehren der Distanz entgegen. Die öffentliche Person solle sich gerade nicht mit ihren Befindlichkeiten in die Öffentlichkeit wagen, sondern als Duellsubjekt in der kalten Rüstung von Takt, Diplomatie und Formalität auftreten (vgl. Plessner 2001).

Die Metaphern der Rüstung und der Maske verweisen bereits darauf, dass Plessner sein Öffentlichkeitskonzept am Medium des Körpers eng führt. In der hitzigen Atmosphäre der Weimarer Republik und nach den Wirren des Ersten Weltkrieges drängen mit dem Vitalismus der Jugendbewegung, den rechtsradikalen Putschversuchen (Kapp-Putsch; Hitler-Putsch) und den linksextremistischen Umsturzversuchen (Rote Ruhrarmee) gerade radikalisierte Körper auf die Straße, um sich als politische „Gemeinschaft des Blutes“ zu formen (vgl. Fischer 2002, S.136). Gegen dieses Fieber der politischen Gemeinschaftszumutungen bringt Plessner seine „Verhaltenslehren der Kälte“ in Stellung (vgl. Lethen 1994, S.75ff.). Für Plessner tritt in der Arena der Öffentlichkeit eine reflexive Person auf die Bühne, die in stetem Alarmzustand um Grenzziehungen und Affektkontrolle bemüht ist.

Jürgen Habermas konzipiert die bürgerliche Öffentlichkeit weniger als eine Arena affektiver Körper als vielmehr eine Gründe-Welt der philosophischen Unterredung und des gelehrten Artikels. Dabei zielt sein Konzept deliberativer Demokratie darauf, die Vernunftpotentiale der Moderne in deren kommunikative Verflüssigung hinüber zu retten. Zwar entsteht hier vor dem Hintergrund des Medienverbundes der Buchkultur ein leidenschaftlich sich selbst thematisierendes bürgerliches Publikum. Habermas regulative Idee der der Diskursethik, die auf die erfolgreiche Mehrung der Arenen und Kanäle öffentlicher Kommunikation regiert, kühlt dann aber einen lesenden Blick herunter, der Öffentlichkeit gerade als Austausch vernünftiger Argumente begreift (vgl. Habermas 1981). Debatten sollen gerade nicht aus moralischem Affekt heraus kochen, sondern durch den Filter der Diskursethik vernünftig temperiert werden.

Indem wir Öffentlichkeit an der Wärme/Kälte-Metapher engführen, behaupten wir keineswegs historische Tiefenschärfe, noch wollen wir in der unscharfen Abgrenzung von Medienepochen Differenzen tilgen, Kontinuitäten unterschlagen oder die Unterscheidung als Form der Kulturkritik einführen (vgl. Lethen: 1987). Es geht uns auch nicht darum, eine Gesellschaftsdiagnose in toto zu stellen. Die moderne Gesellschaft kennt unzählige Kontexte, in denen die öffentliche Praxis auf dem Austausch vernünftiger Argumente oder auf Formen distanzierter Theatralität beruht.

Es geht uns vielmehr darum, über die Heuristik des Vergleichs einen Bruch sichtbar zu machen, der auf ein kontextspezifisches Problem öffentlicher Kommunikation im Medium des Netzwerks verweist. Der Beitrag verspricht, die kommunikativen Ermergenzmechanismen des Öffentlichen auf der SNS Facebook empirisch zu rekonstruieren. Wie ändern sich die Formen von Kommunikation, wenn sich die Medien ändern, mit der eine Gesellschaft Kommunikation organisiert (vgl. Baecker: 2007)?

Dieser Eigensinn der Medien wird heute, in Zeiten einer „technologischen Sinnverschiebung“ (Hörl 2011, S.7), aus unterschiedlichen Perspektiven nochmals prominent betont, sei es von Seiten der Medientheorie, der Digital Humanities, der Interface- und Software Studies oder der Actor-Network-Theory. Das soziale Netzwerk, das öffentliche, wie private Kommunikationspraktiken zwischen den Nutzern vermittelt, ist dann nicht einfach nur ein passives Element der Kommunikation, sondern generiert eine Art kommunikativen Eigensinn. Medien prägen unser Verständnis davon, was wir überhaupt als privat und was als öffentlich erfahren, sie wirken operativ Wirklichkeit konstituierend und zeitigen Komplexitätseffekte, die kommunikativ erst wieder eingeholt werden müssen.

Kommunikation auf SNS steht vor dem (analogen) Problem, das Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit jeweils für den Moment neu zu justieren. Den medialen Rahmen für die kommunikativen Vexierspiele bildet die Tatsache, dass über die Plattform zunächst zwar unbestimmte Publika angesprochen werden können (vgl. Wagner/Stempfhuber 2014), dass aber ein ganz bestimmtes Publikum anders angesprochen werden soll als wiederum ein anderes. Die spezifische Medialität des Netzwerks Facebook moduliert die Unterscheidung von Öffentlichkeit und Privatheit. Wir fragen deshalb nach den generativen Effekten des Mediums auf die öffentliche Diskursivierungspraxis: über welche Erzähl- und Darstellungsweisen wird die Öffentlichkeit auf Facebook sichtbar? Welche Sprecherpraxis und welche Diskurspraxis entstehen hierbei? Und wie verhält sich diese Diskurspraxis zu herkömmlichen (bürgerlichen) Formen von Öffentlichkeit?

  1. Erhitzte Öffentlichkeit 2.0 – authentische Sprecher und kollektive Erregung

Digitale Öffentlichkeiten geraten heute deshalb in den Fokus der Kritik, weil sie sich ihrer gesellschaftlichen Integrationsfunktion geradezu entziehen und nicht mehr diejenige Adresse im sozialen Raum simulieren können, der es gelingt, als Arena gesellschaftliche Konflikte zu fungieren. Es ist gerade das „Fehlen eines öffentlichen Raums der bürgerlichen Gesellschaft mit ihrem Wunsch nach dem einen legitimen Geschmack, der einen legitimen Lebensform, der einen sozialmoralischen Intuition und der Vereinheitlichung politischer Konfliktlinien“ (Nassehi 2014), an der der öffentlichkeitssoziologische Diskurs das Scheitern öffentlicher Diskursvierungspraxis auf SNS festmacht. Die im Folgenden präsentierten Ergebnisse zeigen jedoch empirisch, dass deren Nutzer gerade nicht daran scheitern, Öffentlichkeit herzustellen.

3.1 „Die Taktung ist total hoch“ Öffentlichkeit im Durchlauferhitzer des Netzwerks

In der Tradition bürgerlicher Öffentlichkeit wird öffentliche Rede in Anschluss an Kant als Vernunftgebrauch eines Gelehrten vor der Leserwelt konzipiert (vgl. Hölscher 1998). Dazu haben sich eigens spezielle Sprecherrollen ausgebildet, die die Besonderheit der öffentlichen Sphäre verdeutlichen sollen: neben dem „Gelehrten“, treten vor allem der „Intellektuelle“, der „Berufspolitiker“ und der „Journalist“ mit guten Gründen auf die öffentliche Bühne (vgl. Wagner 2011).

Mit Blick auf elektronische Massenmedien und digitale Öffentlichkeiten wurde vielfach beschrieben, dass sich die Figur des „Prosumers“ diesen Sozialfiguren des Öffentlichen hinzugesellt (vgl. Reichert 2008). Dieser aktive Medienkonsument hält Informationsnetzwerke darüber am Laufen, indem er selbst stetig Information in das Netzwerk einspeist. Die öffentliche Laienrolle wird aufgewertet, die Expertise des besseren Arguments zu partiellen Sprechkulturen symmetrisiert. Ein Nutzer beschreibt mit Blick auf seine Nutzungspraxis gerade die gestiegenen Partizipationsgrade an öffentlicher Kommunikation:

(…) und da kann dann jeder wieder irgendwie was zu sagen. Und des entwickelt sich dann irgendwie ganz (Pause) also es nimmt völlig unabsehbare ähm (Pause) Entwicklungen an dann. Da kann dann wieder jeder mitmachen irgendwie. Und dann spricht man übers Land plötzlich irgendwie und dann wieder über die Stadt und dann ist man da und da (Pause).“ (A-5, Z. 211-215)

Digitale Öffentlichkeiten entwickeln, so steigt unser Nutzer ein, also kommunikative Fliehkräfte, die sich vom Zentrum autoritativer Sprecherrollen hin zu einer partizipativen Masse bewegen. „Jeder könne irgendwie mitmachen“ – und am Ende spricht man über dies und das, ist plötzlich „da und da“.

Öffentlichkeit auf Facebook entspringt dabei einer eigentümlichen Dynamik – in dem uns vorliegenden empirischen Material entsteht sie oftmals über einen evolutionären Mechanismus. Die Erzählung betont also gerade die Evolution des Netzwerks selbst. Die Nutzer auf Facebook sehen sich damit einem Publikum gegenüber, das sich immer weiter differenziert. Netzwerke affizieren Netzwerke, was wiederum nicht zu einer einmal stabilen Form der Kontaktierung führt, sondern die Vernetzungspraktik immer weiter fortsetzt. Das Netzwerk etabliert deshalb ein dynamisches Verhältnis sozialer Offenheit und Geschlossenheit, indem es eine unbestimmte, zeitlich nicht still gestellte Öffentlichkeit erzeugt.

Die algorithmisch gesteuerte Struktur des Newsfeeds auf Facebook bringt anhand stetig neuer Nachrichten in Text, Bild und Ton Öffentlichkeiten in Form von Kommunikationswellen hervor, die – schnell geliked, geteilt oder kommentiert werden – oder auch einfach ungesehen wieder versiegen. Die Erzählungen unser Nutzer zielen nun gerade auf eine durch das Netzwerk erzeugte Halbwertszeit kommunikativer Offerten ab:

„Weil das Medium sehr, als sehr schnellen benutzt wird. Also ich denke mal, die durchschnittliche Länge von nem Kommentarpost, wo wird die liegen? Bei vielleicht drei Sätzen.“ (I-NB-5, Z. 30-32).

„(….) also ich würde sagen, ich benutze das ganz stark also so’n, das hat auch wirklich nur ne ganz, ganz kurze Halbwertszeit, also was gestern bei Facebook passiert ist, ist heute schon wieder total egal. Ähm, das hat schon so den, ich glaube dieses Witze, Sprüche, trifft es ganz gut, es ist pointiert, ich kann mir aber auch nichts davon kaufen, dass ich da gestern was Gutes gemacht habe. Die Taktung ist total hoch und das ist sozusagen alles, was ich dann tatsächlich, worauf ich mich festnageln müsste morgen rechtfertigen müsste, was morgen dann wieder interessant sein könnte, ist eigentlich nichts, was ich in dem Medium Facebook interessant finde, oder was ich gern diskutiere oder gerne lese auch. Also so grade dieser Szepanski z.B., das gibt meinen Aufmerksamkeit gar nicht her, das ist schon so’n runter scrollen durch den Newsfeed, schnell was lesen oder man liest nur zwei Zeilen, klickt drauf, klickt nicht drauf, (…)“ (I-NB-3, Z. 281-296)

Die Logik des Verbreitungsmediums, so der Nutzer, läuft gewissermaßen heiß. Die Dynamik der Startseite auf Facebook prägt die dortige Diskursivierungspraxis auf ganz spezifische Weise. Sie führt eine zeitliche Taktung ein, die der langwierigen diskursiven Suche nach dem besseren Argument entgegen läuft. Papacharissi und Oliviera beschreiben diese kommunikative Dynamik sozialer Netzwerke als „affective news streams“ (Papacharissi/Oliviera 2012). Indem die Eigenzeit dieser news streams ihre Nutzer affiziert, also unter Zugzwang setzt, zeitigt sie auch Effekte auf die kommunikative Ordnung.

„Und dann dadurch eben so, dass es schnell lesbar ist, prägnant ist, so taktak, dadurch verschwinden natürlich halt alle Inhalte. So kann man ja keinen Diskurs führen. Über ein komplexes Thema.“ (I-NB-5, Z. 6-7).

Anstatt über den zwanglosen Zwang des besseren Argumentes gute Gründe zu verknappen, stellt sich im Durchlauferhitzer des Netzwerks vielmehr eine Multiplikation von Sprechern und kommunikativen Offerten ein. Die Logik des Verbeitungsmediums wirkt beschleunigend auf Kommunikationspraktiken und läuft gewissermaßen heiß. Das lässt Praktiken des hitzigen Kommentierens an die Stelle vernünftiger Deliberation treten. Anstatt sich in reservierter Zurückhaltung zu üben, wird diese Form erhitzter öffentlicher Teilhabe geradezu erwartet.

3.2 Das ist bei mir so ziemlich emotionsgeladen“ – öffentliche Befindlichkeitskommunikation

Einerseits eröffnen SNS einen hybriden Raum zwischen Öffentlichkeit und Privatheit. Im lose gekoppelten Netzwerk sind damit ganz heterogene Teilöffentlichkeiten inkludiert. Andererseits bilden sich eher hermetisch anmutende Nischen des Öffentlichen innerhalb des Netzwerkes aus, die über spezifische Ein und Ausschließmechanismen operieren. Beobachten lässt sich insofern eine „Intimisierung des Öffentlichen“ (Wagner 2014). Eine Userin führt zu diesen Exklusionspraktiken aus:

„Ja obwohl, ich weiß von einer, die haben paar Leute irgendwie blockiert oder verborgen, weil es die unglaublich genervt hat, dass die nur noch irgendwie Shanti Joga gepostet hat, also da kenn ich n paar, die die Person irgendwann geblockt haben, weil sie’s nicht mehr ausgehalten haben, weil sie nur noch Zeugs von der kriegen.“ (I-NB-1, Z. 348-352)

Dieser Interviewauszug impliziert mehrerlei: Einerseits wird deutlich, dass sich die öffentliche Diskursivierung auf Facebook über die Kommunikation persönlicher Informationen speist. Gerade dass die im Auszug kritisierte Nutzerin „nur noch irgendwie Shanti-Joga“ postet, wird der hier zitierten Nutzerin wiederum zu viel. Anderseits werden über die Mechanismen des Hidens und Blockens (Kontakte aus dem Newsfeed verbergen) Öffentlichkeiten auf Facebook partikularisiert, indem derart private Nischen erzeugt werden. Diese intimisierten Nischen entstehen also gerade erst durch die Inklusions- und Exklusionspraktiken der Nutzer.

Facebook ermöglicht nicht nur die Teilhabe von möglichst vielen Freundschaftskontakten innerhalb eines Netzwerks. Es ermöglicht auch die spezifische Exklusion von Freundschaftskontakten, das heißt Netzwerk-Kontakte, die einmal als Freundschaftskontakte innerhalb eines Netzwerks akzeptiert wurden, können verborgen werden, so dass deren Postings nicht mehr auf der individuellen Startseite auf Facebook erscheinen.

Der Begriff der „Filter-Bubble“, den Eli Pariser (2012) geprägt hat, stellt ebenso auf die technischen Verzerrungseffekte des Öffentlichen ab. Indem der Algorithmus den Nutzern nur solche Kommunikationsangebote unterbreitet, die sich aus ihren eigenen Präferenzen ableiten, verenge sich Öffentlichkeit unbewusst immer mehr zu einer sich selbst reproduzierenden Blase. In der Sozialdimension erscheint dann ein öffentlicher Universalismus im Sinne der allgemeinen Zugänglichkeit nur mehr bedingt gegeben. Und in der Sachdimension scheitern diese intimisierten Öffentlichkeiten, so die Kritik, dann an der Herstellung kanonisierbarer Themen.

Alltagsdiskurs wie Internetsoziologie begrüßen in den 90er Jahren zunächst neue kulturelle Praxen digitaler Öffentlichkeiten emphatisch als deliberative Hoffnungsträger um bald darauf doch ihre Kurzlebigkeit und Oberflächlichkeit festzustellen. Gerade das partizipatorische Potential neuer Medientechnologien, so hat es für einen ganzen Diskurs stilprägend Kurt Imhof beschrieben (2011), bedinge keinen Automatismus, der zu gesteigerter Teilhabe im Sinn deliberativer Öffentlichkeit führe; stattdessen verpuffe die eigentliche Diskursrelevanz durch den personalisierten Bias öffentlicher Kommunikation immer mehr in oberflächlichen Affekten, denen gerade jene kühle, reflexive Distanz abgehe, die auch Plessner mit seinem Öffentlichkeitsmodell im Blick hatte.

Richard Sennett hat die Intimisierung der Öffentlichkeit noch ohne Blick auf die Realität der Sozialen Netzwerk bereits zur Zeitdiagnose erhoben. Und auch die im Folgenden zitierte Nutzerin beschreibt öffentliche Kommunikation auf Facebook gerade als eine emotionalisierte Kommunikation, die nicht reflexiv-kühl funktioniert, sondern affektiv-ad hoc strukturiert ist:

„Ja, aber so viel denke ich da gar nicht drüber nach, muss ich sagen. Das ist bei mir so ziemlich emotionsgeladen, ok was heißt emotionsgeladen, also sehr ad hoc, dass ich das sehe, mir gefällt’s und dann poste ich es, da überlege ich nicht so sehr: mache ich das? Kommentiere ich es jetzt? Ich mach’s und dann war’s so. Da gibt es nicht so 2 Tage überlegen, welches Foto poste ich aus dem Urlaub sowas, also (Pause).“ (I_NB_FB_1, Z357-362).

Liest man diese Beschreibung ihrer Nutzungspraxis funktionalistisch nüchtern, so lässt sich dabei keineswegs beobachten, dass die Nutzer daran scheitern würden, Öffentlichkeit herzustellen. Jedoch ändert sich innerhalb der Medienkultur der Sozialen Netzwerke der Status, was als öffentliches Datum gilt – und was nicht: gerade personalisierte Kommunikation scheint sich dafür besonders zu bewähren. Die Kulturkritik kapriziert sich aber vor allem auf jene Praxen der User, die an der bürgerlichen Erwartung scheitern, politische Öffentlichkeiten herzustellen. Was man empirisch jedoch auf SNS wie Facebook vorfindet, sind geradezu unterschiedliche „Kulturen des Kritischen“ (vgl. Wagner 2011), die zwar nicht mehr im bürgerlichen Meinungsstreit aufgehen, aber auch nicht, wie dies Imhof problematisiert (2003), daran scheitern, sich als politische Inhalte an die Logik neuer Medien anzupassen. Am folgenden Bildausschnitt aus der Jugend-Kampagne gegen Feminismus auf der offiziellen Facebookseite der Alternative für Deutschland (AfD) wird die Praxis gängiger Meinungsbekundung im Web 2.0 exemplarisch sichtbar:

2Abb. 2: personalisierte Meinungsbekundungen

Das selbstgewählte private Setting der Personen (z.B. Wohnzimmer) oder auch die selbstgeschriebenen Plakate zeigen, dass sich dauerhaft festgelegte und womöglich autoritäre Sprecherrollen und Argumentationslinien einer ‚kalten‘ Öffentlichkeit von ‚maskierten‘ Funktionsträgern nach Plessner hier eher nicht erkennen lassen – prinzipiell kann sich jeder zu jedem Thema ganz persönlich äußern.

Insbesondere dient die Kommentarfunktion jeder Form von Bekundung der eigenen Meinung – von sachlicher Kritik über persönliche Kleinkriege bis hin zu radikalen Allgemeinaussagen. Nicht die intellektuelle Persönlichkeit, das veröffentlichende Medium oder der kollektivitätsstiftende Inhalt bilden einen dauerhaften Gradmesser für die öffentliche Meinung. Auf der Facebookseite zerstreut sich die Vorstellung vom symmetrisierten Disput über Wahrheitsfragen zum Austausch von Wahrnehmungsfragen. Statt der diskursethischen Verknappung von Argumenten über ethische Diskursregelungen folgt die Logik einer steten Pluralisierung von Sprechkulturen, die allenfalls noch, wenn sie Gründe braucht, auf den differenten Ort ihrer authentischen Sprecher (z.B. die eigenen Erfahrungen) verweist. Durchaus skeptisch hebt der folgende Nutzer zur Kritik einer Art Wahrnehmungskultur auf Facebook an:

„Also ich glaube nicht, dass da jemand in den Diskurs treten will und Erkenntnis zu Tage fördern will und Positionen schildern will […] diese breite aufgestellte Partizipationsmöglichkeit […] gibt die Möglichkeit, ne Befindlichkeit zu äußern und sich selbst zu inszenieren für den Fragestellenden oder den Pseudobeitragenden“(NB_I_3_Z48-50, 68-71)

Die Erzählung problematisiert gerade die Form von Inszenierung öffentlicher Kommunikation auf Facebook, die zu einer Art Befindlichkeitskommunikation gerinnt. Und tatsächlich treffen wir auf SNS nicht nur auf veränderte Sprecher, sondern auch auf einen veränderten Kommunikationsstil des Öffentlichen, der je nach Kontext zwischen Empörung, Befindlichkeit und Entertainment switcht, in Trendwellen aufschäumt oder aber auch nach kurzer Zeit wieder einfach verebbt.

Folgen wir den weiteren Kommentaren zur AfD-Jugendkampagne, so scheint das Web 2.0 vor allem aber einen besonders attraktiven Raum für alternative Formen des Sprechens zu bieten, die weniger auf Argumente und Wissensfragen verweisen als auf Wahrnehmungsfragen und Emotionen. Die Unterscheidung von Performanz und Argument bricht hier vielmehr zusammen. Die Kommunikation von persönlicher Meinung und authentischer Befindlichkeiten wird nicht hinter einer öffentlichen Maske, wie sie Plessner im Blick hatte, verborgen, sondern geradezu erwartet. Und die Wahrhaftigkeit der eigenen Weltsicht tritt dabei nicht in den Streit um Geltungsansprüche ein, sondern dient selbst eher der Legitimation des Gesagten. Dabei lässt sich ein Umschalten der Kommunikationslogik von Rationalität auf Authentizität beobachten. Statt vernünftiger Argumente genügt es authentische Befindlichkeiten zu kommunizieren, um als öffentlicher Sprecher sichtbar und gehört zu werden.

Über individuelle emotionale Wahrnehmung und authentisches Gefühlserleben lässt sich aber nur streiten, wenn man gleichzeitig unterstellt, dass etwas nicht wahrhaftig gemeint ist – dass etwas gefällt oder authentisch erlebt wurde, kann aber nicht argumentativ mit Verweis auf besseres Wissen abgesprochen werden (vgl. Wagner 2011, S.181). Es kann dann nur noch moralisch abgelehnt werden.

Das Medium des Netzwerks produziert somit selbst noch jenes Hitzemomentum, von dem es zehrt. Einerseits wird damit authentische Kommunikation zu einer legitimen öffentlichen Ausdrucksform. Andererseits zieht dies dann Formen affektiv-moralischer Ablehnung nach sich, die sich in der heiß laufenden Befindlichkeitskommunikation auf SNS niederschlägt.

 3.3 „Mir macht es auch mal Spaß dann rumzupoltern“ – agonistische Publika

Öffentliche Diskurse flottieren dabei nicht frei im Netzwerk, sondern entzünden sich an bestimmten Hosts, wie öffentlichen Personen oder öffentlichen Nachrichtenseiten. Auf Facebook haben sich „exponierte Persönlichkeiten“ etabliert, oftmals Journalisten, die es vermögen, die Fliehkräfte des Netzwerks zu bündeln, indem sie als Gatekeeper für erhöhte Sichtbarkeit im Newsfeed sorgen. Damit leiten sie einen universalen Diskurs an, an dem sich jeder qua Freundschaftsanfrage oder Abonnement beteiligen kann. Gleichzeitig stellt sich auf diesen öffentlichen Seiten jedoch ein kommunikativer Effekt ein, der einen universalen Diskurs eher karikiert. Ein anderer User berichtet weniger von vernünftigen Diskursen als vielmehr von „Facebook-Dramen“, die sich innerhalb der öffentlichen Diskussion auf der Social Network Site abspielen. Diskurse auf Facebook scheinen geradezu zu „Kleinkriegen“ heiß zu laufen.

„Nee, mm. Also da jetzt irgendwie zum Beispiel, wenn so ein Facebook-Drama ist zwischen irgendwelchen Leuten – das lese ich mir dann durch und dann ist man schon so versucht, irgendwie was drunter zu schreiben. Da denk ich mir so: nee. Das ist nicht mein Ding Schrägstrich Niveau, auf Facebook irgendwelche Kleinkriege auszuführen. (I: Mhm, mhm.) A: Das finde ich total dämlich so. Wenn mich jemand nervt, dann wird eher geblockt oder ignoriert, oder ich überlese es halt dann.“ (I_3_Z. 20-27)

Hier stößt die Erzählung selbst auf die affektive Dynamik der öffentlichen kommunikativen Praxis, die sich in den Kommentarspalten auf Facebook entspinnt. Der hier zitierte Nutzer versucht sich dem universalen Facebook-Drama immer wieder zu entziehen, er rechnet jedoch auch stets damit. Ein anderer User gesteht in seiner Erzählung zu, an dieser Form der taktlosen öffentlichen Kommunikationspraxis teilzuhaben, ja sie in gewisser Art sogar zu schätzen:

„Ich glaube, wenn ich jetzt von mir ausgehe, kommentiere ich am häufigsten in folgender Form: ich sehe ein Reizthema, schaue mir die Kommentare an und wenn ich merke, es hat so’n Mobcharakter, so, die Kommentare sind alle etwa gleich und in nem haarsträubenden Deutsch geschrieben, dann gönne ich mir den Spaß und ich weiß auch, dass es vollkommen überflüssig ist, und ich gönne mir den Spaß, dass ich dazwischen funke und dann irgendwas bissiges dazu schreibe und ja Argumentationen zerpflücke oder es zumindest versuche, aber wie gesagt, definitiv nicht konstruktiv, sondern polemisch.“ (I-NB-9, Z. 136-143)

„Ich nehms eher als (Pause), wie soll ich das jetzt sagen, das ist halt ein Ventil der kollektiven Enthemmung. Ja, also ganz viele Leute nutzen das, um mal die Sau rauszulassen. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich bin da völlig gefeit davon, ja. Also ich hab’s schon angedeutet: mir macht es auch mal Spaß dann rumzupoltern. Das stimmt schon.“ (I-NB-9, Z. 191-195).

Die Erzählung dieses Nutzers knüpft den Einstieg in die öffentliche kommunikative Praxis gerade an „Reizthemen“. Durchaus reflektiert wird dabei auch der Kontext der öffentlichen Äußerung miteinkalkuliert, der aus dem Kommunikationsstil bereits Informationen über den zu erwartenden „Mobcharakter“ zieht. Was aber gerade nicht erwartet wird, ist, dass sich dort ein „Gespräch“ entspinnt. Die Erfahrung des Nutzers weist darauf hin, dass es völlig normal zu sein scheint, „keine Antwort zu bekommen“. Gerade „Diskussionen“ seien, so der Nutzer, auch auf den Seiten der klassischen Printmedien geradezu unmöglich.

Selbst dort, wo man einen nüchternen Kommunikationsstil erwarten würde, bei „Journalisten und Publizisten“, die der User abonniert hat, finden sich diese Praktiken der „kollektiven Enthemmung“. Nun besteht aber in diesem „Mobcharakter“ der Kommunikation für den Nutzer gerade der Antrieb für die öffentliche Diskursivierungspraxis. Eine gewisse „Polemik“, das „Rumpoltern“, auf das der Nutzer abhebt, versteht er zwar durchaus als Spaß, es ist aber auch als Kommunikationsversuch zu lesen, selbst Öffentlichkeit zu erzeugen. Er „funkt“ dann dazwischen, lässt sich hinreißen, bleibt also gerade nicht kühl-distanziert.

Die Kommunikationslogik, auf die der Nutzer hier abhebt, ist nicht die des Takts, der Diplomatie und der distanzierten öffentlichen Geste oder des argumentativen Austauschs. Es ist vielmehr die Logik einer hitzigen Affektivität. Öffentlichkeit entzündet sich hier förmlich an diesem Kommunikationsstil, den es selbst noch hervorbringt. Unter der Prämisse einer modernen Diskursöffentlichkeit im bürgerlichen Stil sollen Debatten ja nun gerade nicht „kochen“, sondern Diskursmacht verflüssigen und auf den „zwanglosen Zwang des besseren Arguments“ (Habermas 1972, S.137) ‚herunterkühlen‘. Die User auf Facebook sind jedoch in keiner Weise irritiert, wenn Offerten zum (politischen) Streit auftauchen. Sie scheitern nicht daran Öffentlichkeit herzustellen, sondern nutzen über die Praktiken des Hatens, Flamens und Trollens die bewusste kommunikative Sabotage diskursiver Prozesse als diskursive Ressource.

Diese neuen Labels bezeichnen dabei allesamt Praktiken, die von affektiv-emotionaler Befindlichkeitskommunikation bis hin zur offenen Aggression reichen (vgl. McCosker 2013). Die Ergebnisse zeigen nun, dass es weit gefehlt wäre, diese Formen affektiver Befindlichkeitskommunikation nur als Schrumpfform des Öffentlichen zu entlarven, sondern stellen vielmehr deren Funktion für die kommunikative Ordnungsbildung heraus.

McCosker beschreibt die provokative Praxis des Trollens in Anlehnung an Chantal Mouffe als eine produktive Form „agonistischer Öffentlichkeitsbildung.“ (McCosker 2013, S.215) Die Funktion dieser bisweilen giftig bis hasserfüllten Kommunikationspraktiken, die McCosker in den Kommentarspalten zu YouTube-Videos von Naturkatastrophen analysiert, liegt dann gerade darin, kompetitiv-aggressive Reaktionen hervorzurufen, die zwar nicht selten genauso giftig ausfallen, aber eben dennoch „expressive tools“ darstellen, um in einem „agonistic contest“ mit anderen Öffentlichkeit zu erzeugen.

Falsch wäre es also, den Verlauf der Befindlichkeitskommunikation automatisch als irritativen Moment zu verstehen, mit dem man nicht gerechnet hat oder der daran scheitern würde, Öffentlichkeit kommunikativ herzustellen. Diese Formen agonistischer Kommunikation werden von den Nutzern, so legen es unsere Ergebnisse nahe, vielmehr einkalkuliert und halten die Praxis des Öffentlichen geradezu aufrecht. Statt Argumente diskursethisch zu verknappen, multiplizieren sich Sprecherpositionen vielmehr zu agonistischen Publika.

3.4 „Ein wildes Biest ohne Namen“ – partizipative Massen

Als Beschreibungsfolie für diese kommunikativen Formen „kollektiver Enthemmungen“ hat sich in der Öffentlichkeit das Label der „Shitstorms“ prominent etabliert. Mit Gabriel Tarde lässt sich diese affektive Dynamik öffentlicher Diskursivierung nun als hitzige massenhafte Kommunikation lesen. Anhand der Figur der Masse zeigt Tarde, wie man sich Nachahmungsprozesse in energetischen Metaphern vorstellen kann:

„Eine Masse ist ein seltsames Phänomen: Sie ist eine Versammlung heterogener Elemente, die sich gegenseitig unbekannt sind; aber sobald ein Funke der Leidenschaft entstanden ist, der von einem ihrer Elemente ausgeht, wird dieses Durcheinander elektrisiert; auf diese Weise findet ein spontaner und plötzlicher Organisationsprozeß statt. Die Inkohärenz wird kohärent, der Lärm wird zur Stimme, und die Tausende eng zusammengepferchten Leute verwandeln sich in nichts anderes als eine einzige Bestie, ein wildes Biest ohne Namen, das mit einer unaufthaltsamen Finalität seinem Ziel entgegenstrebt.“ (Tarde, zitiert nach Stäheli 2009, S. 401)

An Gabriel Tardes Begriff der Masse lassen sich nun nicht nur Parallelen zu digitalen Massen ausmachen, sondern auch ein entscheidender Unterschied. Einerseits „elektrisiert“ sich auch das Netzwerk, so legen es die Erzählungen unserer Nutzer nahe, gewissermaßen von selbst. Im Prozess öffentlicher Diskursivierung entsteht ein kommunikatives Durcheinander, ja Lärm, der sich am „Funken der Leidenschaft“ entzündet.

Tarde stellt nun gerade auf die Irrationalität der Masse ab, wenn er beschreibt, wie der „Lärm zur Stimme“ und die Masse zum „wilden Biest ohne Namen wird“. Andererseits findet in diesem „Wüten“ digitaler Massen aber ja gerade kein „Organisationsprozess“ statt, der aus der Eigendynamik gleichzeitig präsenter Körper entsteht. Susanne Lüdemann weist in diesem Zusammenhang auf eine Präsenz der Masse hin, „die hier und jetzt stattfinden muss, um wirklich zu sein“ (Lüdemann 2014, S.106). Die digitale Masse individueller User ist aber gerade nicht auf Präsenz und nicht auf einen gemeinsamen Zweck hin ausgerichtet – sie besitzt weder Finalität noch Zweck, geschweige denn Kohärenz in einem artikulierten „Wir“ strategischen Handelns.

Fragt man jedoch nochmals bei den Nutzern nach, so ist dort dennoch von regelrechten Empörungswellen die Rede, die aus dem Nichts losgetreten werden, sich „spontan organisieren“ und tatsächlich auf ein diffuses Ziel hin verdichten. Ein User berichtet etwa von dem Fall des Moderators „Markus Lanz“, dessen Karriere bei der ZDF-Sendung „Wetten Dass…?“ durch einen Shitstorm im Internet beeinträchtigt wurde:

Kucken wir uns mal diese Petition an zu Markus Lanz, weißte noch? Als der in seiner Talkshow, als Wetten-Dass begann und in seiner Talkshow, da wurde der ja wie die letzte Sau durchs Dorf getrieben. Und irgendwann gab’s dann ne öffentliche Petition an die öffentlichen Rundfunkanstalten, Markus Lanz abzusetzen. Wie krass ist das denn? Da unterschreiben mehrere 10.000 Leute in diesem Petitionsformular mit Namen, Adresse usw. stehen also namentlich dafür ein, dass ein Mensch Scheiße ist. (I_NB_FB_4, Z85-91)

Während sich die Idee des personenorientierten Shitstorms an die klassische Petition als Kritikmedium anschmiegt, gesellen sich neben derlei erhitzten Echauffierungspraxen nicht selten auch sogenannte candystorms als Flut an Solidaritäts-, Beileids- oder Supportbekundungen. Entscheidend ist nun daran nur, dass Shit- wie Candystorm einerseits auf einen emotionalisierten und personalisierten öffentlichen Kommunikationsstil hindeuten. Und andererseits, dass sie sich gerade als massenhafte Praktiken der Nachahmung beschreiben lassen.

Gemeinhin versteht man Shitstorms als unkontrollierte Auswüchse der affektiven Enthemmung und damit stets wiederum als Störvariable der Kommunikation. In dieser Lesart werden die kommunikativen Wellen, die ein Shitstorm auslöst, heute ja tatsächlich als das massenhafte Wüten eines „wilden Biests ohne Namen“ wahrgenommen. Zum einen ähnelt diese pöbelnde digitale Masse den radikalisierten, auf die Straße drängenden Massen, die Helmut Plessner im Blick hatte. Zum anderen erinnert der kommunikative Wildwuchs dieser Shitstorms, der sich eher an der Irrationalität der eigenen Befindlichkeit statt an der Rationalität des gedruckten Wortes orientiert, natürlich an Habermas Verdikt über die modernen Massenmedien. Die Realität der elektronischen Massenmedien entspricht nicht seinen Ansprüchen an politische Öffentlichkeit, sondern gerinnt eher zu dem „gedankenlosem großen Haufen“, von dem schon Kant in seiner Aufklärungsschrift sprach.

Der „Wildwuchs“ im Netz (Habermas 2008, S.159f), lässt sich mit Habermas höchstens als „Einbruch des Massenhaften“ lesen, öffentlichkeitstheoretisch aber nicht wirklich ausbuchstabieren: hier funktioniert Masse stets nur als das Andere der Öffentlichkeit. Die Einheit einer legitimen Öffentlichkeit differenziert sich hier in die unüberschaubaren Publika der Massenmedien aus. Gerade die partizipative Masse an neuen Sprecherpositionen wird dann zum Lackmus-Test gelungener öffentlicher Diskursivierung.

Der Öffentlichkeits-Diskurs verwirft diese Massen heute gerne als irrationales Wüten eines digitalen Pöbels. Digitalen Massen gehe gerade jene rationale Distanz ab, die der Öffentlichkeitsdiskurs als Bedingung der Möglichkeit gelungener öffentlicher Diskursiverung veranschlagt. Und er steht damit gewissermaßen in fachkonstituierender historischer Tradition, denn die Masse war für die Soziologie seit jeher ein „soziales Dissoziationsprodukt“, ein „amorphes, undifferenziertes, strukturloses Gebilde“ und damit gar “das Andere der Ordnung“ (Lüdemann 2014, S. 104f). Die Unvernunft der Masse wurde dabei stets als Gegenbegriff zur Vernunft der Öffentlichkeit gedacht. Gleichzeitig lässt er aber empirische Substrate dafür vermissen, welche Funktion der Masse für die Entstehung öffentlicher Praktiken tatsächlich zukommt.

Tatsächlich erscheint uns heute auch die pöbelnde digitale Masse wieder als ein seltsames Phänomen. Auch sie neigt zu “fiebrigen Erregungen des Publikums‘ als einer Art Überhitzungseffekt (Tarde 2015, S. 54). Blicken wir auf die Öffentlichkeiten des Social Web, so finden wir tatsächlich Tardes turbulente Massen, „die durch die Straße marschieren und schreiend irgend etwas hochleben lassen oder zu Tode verwünschen“ (Tarde 2015, S. 18). Als Beschreibung dieser affektiven Nachahmungsprozesse hat sich hierfür der Verweis auf die Viralität von Netzwerken etabliert. Die Metapher hebt dabei vor allem auf den Mechanismus der unbewussten massenhaften Ansteckung ab, durch die sich Öffentlichkeit herstellt.

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Abb. 3 und 4: Das Publikum als virales Netzwerk

In den obigen Abbildungen stellt gerade das Weiterleiten von Kommunikationsofferten (als Ansteckungspraxis) die entscheidende öffentliche Involvierung dar. Die beiden Screenshots, aber auch die aktuell im August 2015 anschwellenden Aufrufe zur Solidarität und Hilfe für Flüchtlinge und die massenhafte Kritik der verübten rechtsradikalen Brandanschläge auf Flüchtlingsheime stehen dabei exemplarisch für das Entstehen massenhafter Öffentlichkeiten. Sie verweisen auf die Simultaneität virtueller Meinungsbekundungen und örtlicher politischer Agitation (Hardt/Negri 2004), die sich in viralen Wellen verbreitet.

Legt man die oben genannten kulturkritischen Beschreibungen funktionalistisch tiefer, so lässt sich dennoch nicht daran vorbeisehen, dass man sich die öffentliche Diskursvierung auf Facebook oftmals als einen Prozess der Elektrisierung vorstellen muss, bei dem Netzwerke Netzwerke massenhaft affizieren. Öffentlichkeit auf Social Network Sites charakterisiert sich deshalb ähnlich wie die Masse durch „die Spontaneität ihrer Bildung, durch die Ansteckung einer Emotion, die einen Passanten nach dem anderen erfaßt.“ (Tarde, zitiert nach Stäheli 2009, S. 403) Das Prinzip der affektiven Nachahmung wird hier zum Emergenzmechanismus des Öffentlichen.

  1. Fazit: Ein medialer Klimawandel des Öffentlichen

Die These des Beitrags ist es, dass sich im Medium des Netzwerks die Achsen verschieben, entlang derer historisch Öffentlichkeit jeweils um den Wärme/Kälte-Pol gekoppelt war und damit eine Art Klimawandel des Öffentlichen hervor bringt. Lässt sich die bürgerliche öffentliche Praxis als vernünftige und distanzierte Kommunikation beschreiben, so werden im medialen Kontext der sozialen Netzwerke vielmehr öffentliche Kommunikationspraktiken der hitzigen Affektivität funktional.

Gerade die soziologische Klassik hat diese Medialität des Öffentlichen stets betont. Der Strukturwandel der Öffentlichkeit ist dabei nicht von seinem medientheoretischen Argument zu trennen, denn den Anfangspunkt dieses Strukturwandels bildet gerade ein Medienwandel. Erst über die neuen medialen Praktiken des Brief- und Tagebuchschreibens wurde eine neue Form von bürgerlicher Innerlichkeit eingeübt: „Briefe schreibend entfaltet sich das Individuum in seiner Subjektivität.“ (Habermas: 1990, S.113)

Und umgedreht sind es gerade die privaten Lesegewohnheiten durch die ein öffentliches an der Rationalität des Arguments orientiertes Diskutieren auf Augenhöhe erst salonfähig wird. Als kommunikative Infrastruktur entstehen im Übergang vom Modell der repräsentativen Öffentlichkeit zur bürgerlichen Öffentlichkeit kleine Lesegesellschaften in den architektonisch neuen Salons. Inwiefern ändert sich das Verhältnis von Öffentlichkeit und Privatheit mit der Umstellung von Literazität auf Digitalität?

In der Diskussion um digitale Öffentlichkeiten ist dieser konstitutive Status des Medialen jedoch vermehrt zu Gunsten von Krisendiagnosen des Öffentlichen gewichen. Diese kulturkritischen Positionen arbeiten in all ihrer Disparatheit stets mit einem emphatischen Begriff des Öffentlichen, der schon vor aller Analyse weiß, was ein öffentliches Datum ist – und was nicht. Der analytische Vorteil unseres Beitrags besteht demnach darin, die Praktiken des Öffentlichen in ihrer Emergenz herausarbeiten zu können, statt sie vor aller Empirie bereits in ihrer Form vorauszusetzen.

Unsere empirischen Ergebnisse zeigen, dass die öffentliche Praxis des temperierten deliberativen Austauschs und der taktvoll-distanzierten Geste erhitzt. Das soziale Netzwerk erzeugt private Nischenöffentlichkeiten, die stets aufeinander bezogen bleiben, sich wechselseitig beobachten und irritieren können. Innerhalb dieser intimate publics treffen dann authentische Sprecher aufeinander, die oftmals weder vernünftig diskutieren, noch selbstreflexiv in Distanz zu sich gehen, sondern vielmehr eine Form affektiver Befindlichkeitskommunikation als erhitzte öffentliche Praxis inszenieren.

Plessner stellt Öffentlichkeit am Medium des Körpers scharf, Jürgen Habermas hingegen im Medium guter Gründe. Im Medium des Netzwerks finden wir auf SNS nun erhitzte öffentliche Praktiken der Authentizität. Der repräsentative Funktionsträger Helmut Plessners, der mit der Ehre seines Namens, mit Takt und Diplomatie als formelles Duellsubjekt auf die öffentliche Bühne tritt, wird zum teilweise anonymen Netzbürger, der sich informell empört und polemisiert, sich dabei affizieren lässt und die gemeinschaftliche Nähe einer elektrisierten Masse sucht.

Der sachliche argumentierende öffentliche Sprecher Jürgen Habermas‘ wird dabei zum authentischen Sprecher, dem es weniger um Wahrheitsfragen als um Wahrnehmungsfragen geht und der selbst die Sabotage diskursiver Regeln als diskursive Ressource begreifen kann. Indem das Netzwerk alle zu legitimen Sprechern demokratisiert, transformiert es jenen erhitzten kommunikativen Stil mit, der einer deliberativen öffentlichen Praxis geradezu entgegenläuft. Das heißt jedoch nicht, dass die öffentliche Praxis des Argumentierens oder der distanzierten Geste auf SNS gänzlich verschwindet. Es verschiebt sich nur der Ort – und zwar ins Private. Dies zeigen abschließend nochmals die folgenden zwei Interviewauszüge:

„Ich halte das auch für komplette Zeitverschwendung mittlerweile einen Artikel von Spiegel Online zum Beispiel zu kommentieren, das ist eine totale Ersatzhandlung. Ich könnte nicht behaupten, dass da irgendeine Form von Diskurs entsteht, also es gibt ja was sehr interessant ist, diese Metaseiten auf Facebook, die ja nur noch sozusagen diese Kommentare als Screen-Shots veröffentlichen, das reicht dann schon, dann weiß man eigentlich alles. Dann zieht man sich, um das politische Argument öffentlich wieder hervorzubringen, zieht man sich eigentlich wieder in spezifische Gruppen oder private Zirkel zurück. Also es wird nicht in der Arena, auf dem Marktplatz vorgetragen, sondern an dem gemeinsamen Tisch.“ (I-NB-9, Z. 228-237)

„Also doch ich würde schon ganz klar sagen, dass ist mir tatsächlich zu privat, das möchte ich nicht in so nem Kreis diskutieren, ich würde aber auch sagen, dass es da gar nicht so funktioniert, sowas zu diskutieren, also es hätte überhaupt keinen Sinn, ne ernsthafte politische Meinung zu vertreten… .“ (I-N-B-3_261-264)

Den öffentlichen Austausch von Argumenten hält der eine Nutzer für „komplette Zeitverschwendung“. Für den anderen Nutzer ist das Vertreten einer „ernsthaften politischen Meinung“ tatsächlich zu privat. Das „politische Argument“, so der Nutzer, wird dann gerade nicht mehr in der Arena des Netzwerks, sondern vielmehr am „gemeinsamen Tisch“ vorgetragen.

In Bezug auf Öffentlichkeit führt diese Praxis zu einer Entwicklung, die der Gestalt einer bürgerlichen Öffentlichkeit geradezu entgegenzulaufen scheint. Während auf den öffentlichen Seiten des Netzwerks affektive Befindlichkeitskommunikation authentischer Sprecher eingeübt wird, entwickeln sich gleichsam aus der Mitte der öffentlichen Sphäre wieder private Zirkel, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit in geschlossenen Foren und Gruppen diskutieren und dort „intime Öffentlichkeiten“ (Wagner 2014) des deliberativen Austauschs hervorbringen. Das lässt die beiden letzten Zitate dann fast schon als eine Parodie auf den Strukturwandel der Öffentlichkeit lesbar werden, den Jürgen Habermas im Blick hatte.

5. Literatur

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Prof. Dr. Elke Wagner und Dr. Niklas Barth arbeiteten am DFG-Projekt „Öffentlichkeit und Privatheit 2.0. Die medialen Bedingungen der Praxis von Publika in Social Networking Sites“.