Popmusik September
von Jens Friebe
4.9.2013

Justine Electra, HGich.T, Prefab Sprout, William Onyeabor, Yung Lean, Ann Steel, Rufus Wainwright.

Justine Electra – »Petting Zoo«

Heuer wird das seit langem stark erwartete zweite Album der Berlinaustralierin erscheinen. Es wird den Namen »Green Disco« tragen. Das Video zu Petting Zoo ist ein seltenes Beispiel nicht abstoßender, sogar niedlicher Body Art. Electra drehte es selbst und, auch in den größten Großaufnahmen, ohne Body Double.

 

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HGich.T – »fotzicat«

Der inoffizielle Beitrag des undurchschaubaren Künstlerkollektivs zur netzbekannten »Halt die Fresse«-Reihe. Obgleich wie immer zwischen artsy und proletig schillernd, unterscheidet sich dieses auf keinem Album enthaltene Stück vom sonstigen Schaffen der Gruppe durch eine vergleichsweise unverwüstliche Schönheit.

 

Prefab Sprout – »The Old Magician«

Pssst. Top Secret. Geleaktes Material aus dem für Oktober angekündigten Album, was aber, anders als die vorliegende Spiegelung glauben macht, wohl nicht »Devil Came A-Calling«, sondern »Crimson/Red« heißen wird. Ein Lied über den traurigen Abgang eines alten Zauberers. Was nach abgeschmacktem Rührstück klingt, wird unter den Händen Paddy McAloons zu einer supersmarten Meditation über die letzten Dinge: »Hidden trapdoor, velvet cape/Yet from death there’s no escape/Words of sympathy and tact/Only underline the fact/Death is a lousy disappearing act«. Schnüff!

 

William Onyeabor – »Heaven and Hell«

Klassiker, Nr. 1: Wunderschönes, mühelos vertracktes, friedlich energetisches Stück aus den 70ern von dem Mann aus Nigeria, dessen Musik in den spärlichen Quellen meist als ›Funk‹ bezeichnet wird. Ich finde, es ist was anderes. Aber was? Breakbeat-Reggae? Egal. Einfach zurücklehnen und tanzen!

 

Yung Lean – »Hurt«

Auf dieses schwedische, rappende Kind bin ich erst vor ein paar Tagen gestoßen. Ich wusste nicht, ob ich es streicheln, hauen oder verehren wollte. Außer Frage steht: es hat was.

 

Ann Steel – »My Time«

Klassiker Nr. 2: Der ›Hit‹ vom hier sträflich unberühmten »Ann Steel Album« des italienischen E-Musikers Roberto Cacciapaglia. Ann Steels für Kenner der jüngeren Menschheitsgeschichte zeitlich leicht einzuordnender und in Italien womöglich legendärer TV-Auftritt. Was soll ich noch sagen? Alles – Outfit, Choreo, Stimme – stimmt!

 

Rufus Wainwright – »Sonnet no. 29«

Robert Wilson inszenierte vor ein paar Jahren Shakespeares Sonette mit der Musik von Wainwright. Nur zwei der Vertonungen erschienen auf Platte. Diese, schönste, nicht.

 

Jens Friebe ist Musiker und Autor.